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Autsch! Wenn es im unteren Rücken plötzlich heftig sticht und zieht, steckt meist ein Hexenschuss dahinter. Mit Bewegung, Entspannung und Wärme halten Sie die Hexe auf Abstand.
Die Diagnose klingt wie tiefstes Mittelalter: Hexenschuss. Gemeint ist ein Schmerz, der uns wie aus heiterem Himmel im unteren Rücken oberhalb des Steißbeins trifft. Er legt uns mehr oder weniger lahm und bleibt meist ein paar Tage, um dann langsam wieder zu verschwinden. Mitunter können die Beschwerden aber auch richtig hartnäckig sein.
Erfahren Sie mehr über die typischen Symptome bei einem Hexenschuss und wie Sie mit einfachen Mitteln und Übungen die Schmerzen im Rücken lindern.
Symptome: So äußert sich ein Hexenschuss
Ein Hexenschuss zeigt sich in der Regel durch einen plötzlich auftretenden, heftig stechenden oder ziehenden Schmerz im unteren Rücken.
- Der Schmerz ist vor allem beim Stehen und Gehen sehr ausgeprägt und sitzt zwischen Gesäß und Lenden.
- Meist sind die Beschwerden nur einseitig zu spüren.
- Die Schmerzen sind oft so stark, dass sie Bewegung unmöglich erscheinen lassen und die Betroffenen eine Schonhaltung einnehmen oder sie in gebückter Haltung gehen.
Fachleute sprechen bei einem Hexenschuss auch von Lumbago oder Lumbalgie. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um ein unspezifisches Rückenleiden, das nach einiger Zeit von selbst wieder verschwindet – auch wenn man sich dies in der akuten Situation kaum vorstellen kann.
Andere, ernstere Rückenbeschwerden lassen sich aufgrund der Symptome von einem Hexenschuss abgrenzen. Zum Beispiel:
- Bandscheibenvorfall: Der flüssige Kern der Bandscheibe tritt nach außen und kann auf Rückenmark und Nerven drücken. Der Schmerz kann bis in die Beine und Füße ausstrahlen, auch ein Kribbeln in den Beinen und Taubheitsgefühle sind typische Symptome.
- Arthrose: Ein Verschleiß der Wirbelgelenke ist oft altersbedingt. Schmerzen treten in der Regel auf, wenn der Rücken beansprucht oder belastet wird.
- Spinalkanalstenose: Der Rückenmarkkanal der Wirbelsäule ist verengt. Neben Schmerzen im Rücken sind hierbei auch Schmerzen in den Beinen typisch. Sie treten vor allem beim Gehen, Stehen oder Sitzen auf.
Von chronischen Rückenschmerzen oder Chronifizierung ist übrigens die Rede, wenn die Schmerzen länger als sechs Wochen anhalten.
Rücken?
Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Die Mehrheit der Erwachsenen hierzulande hat damit zu kämpfen. Muskel- und Skeletterkrankungen belegen auch den Spitzenplatz bei den Krankschreibungen, gefolgt von psychischen Erkrankungen und Erkrankungen der Atemwege. Durch Corona und die Arbeit im Homeoffice hat sich das noch verschärft. Schuld ist meist zu häufiges und zu langes Sitzen. Regelmäßige Bewegungspausen helfen, die Rückenmuskulatur in der Balance zu halten.
So kommt es zum Hexenschuss
Die Gründe für das Auftreten eines Hexenschusses sind vielfältig. Und manchmal vergehen Tage, bis sich eine falsche Bewegung oder eine ungewohnte Belastung durch plötzliche Rückenbeschwerden bemerkbar macht. Schaut man sich das auf muskulärer Ebene an, dann kommt es einerseits zu einer Blockade der Wirbelgelenke und andererseits zu einer Verspannung der Rückenmuskulatur. Auslöser können folgende Faktoren sein:
- ruckartige Bewegungen
- schweres Heben
- zu starke Belastung im unteren Rücken
- Bewegung draußen bei kaltem, feuchtem Wetter
- zu schwache Rückenmuskulatur
- Sorgen, Stress und zu hohe Arbeitsbelastung
Wie lange dauert ein Hexenschuss?
Die meisten Patientinnen und Patienten haben nach spätestens vier bis sechs Wochen keine Beschwerden mehr. Manchmal ist das Befinden schon nach wenigen Tagen deutlich besser, bei anderen Betroffenen zieht sich der Hexenschuss länger hin. So oder so: Wichtig ist es, frühzeitig gegenzusteuern, um Fehlhaltungen und chronische Schmerzen zu vermeiden. Leichte Dehnübungen beschleunigen den Heilungsprozess, auch wärmende Maßnahmen vertreiben den Schmerz recht schnell.
Was hilft bei einem akuten Hexenschuss?
Bei leichten Kreuzschmerzen haben sich schmerzlindernde, entzündungshemmende oder muskelentkrampfende Mittel bewährt. Tabletten mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac nehmen sehr schnell den Schmerz. Wer diese Wirkstoffe meiden soll, kann auf Paracetamol ausweichen. Entsprechende Produkte sind rezeptfrei bei uns in Ihrer Apotheke erhältlich. Auch Schmerzsalben mit Arnika, Beinwell oder Capsaicin, die direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen werden, lindern die Beschwerden und erleichtern den Alltag.
Diese Mittel sind allerdings nur für den kurzfristigen Gebrauch geeignet. Sie sollen den sich selbst verstärkenden Teufelskreis aus Schmerz und Verspannung durchbrechen und dafür sorgen, dass man sich wieder normal bewegt und Schonhaltungen vermeidet. Sind die Schmerzen heftiger, kann auch eine schmerzstillende Spritze vom Arzt helfen, die den Wirkstoff direkt ans Ziel bringt.
Weitere wirksame Erste-Hilfe-Maßnahmen bei akuten Rückenschmerzen:
Reagiert Ihr Rücken positiv auf Wärme, dann kann die Bestrahlung mit Rotlicht akute Schmerzattacken lindern, die auf Verkrampfungen beruhen. Durch die Wärmebehandlung erweitern sich die Blutgefäße, die Durchblutung in den entsprechenden Körperpartien verbessert sich und die Muskulatur wird locker. Entsprechende Infrarotlampen erhalten Sie auch bei uns in Ihrer Apotheke. Fragen Sie nach. Wir beraten Sie gern.
Alternativ gibt es Wärmeauflagen mit Aktivkohle und Eisengranulat, die eine sehr angenehme, mildere Wärme erzeugen, die etwa acht Stunden anhält. Diese gibt es als Band für den gesamten unteren Rücken oder als Pflaster in verschiedenen Größen zum Aufkleben.
In Bewegung bleiben und nicht schonen
Natürlich ist der erste Gedanke, sich bei Rückenschmerzen im Bett zu verkriechen, wenn Stehen und Gehen sowie Sitzen Schmerzen bereiten. Versuchen Sie stattdessen, sich möglichst normal weiter zu bewegen. Bettruhe kann kontraproduktiv sein und genau das Gegenteil, nämlich weitere Verspannung bewirken. Besser ist es, sich sanft und vorsichtig zu bewegen, am besten beim Gehen. Das entspannt die verkrampfte Muskulatur.
Wenn’s akut ist: 3 einfache Übungen bei Hexenschuss
Um wieder mobil zu werden, können Sie bei einem akuten Hexenschuss auch gezielte Übungen machen, damit es nicht zu neuen Verspannungen oder Ausweichbewegungen kommt. Dabei geht es nicht darum, die Muskulatur zu trainieren, sondern sie vorsichtig zu mobilisieren. Drei Übungen:
- Übung 1: Stellen Sie sich vor einen Tisch und legen Sie die Unterarme vor den Ellenbogen auf die Platte. Die Beine ungefähr einen Fußbreit auseinanderstellen. Jetzt langsam leicht mit den Knien nachgeben, die Knie leicht beugen und gleichzeitig bewusst ins Hohlkreuz gehen. Das Becken dabei Richtung Decke schieben. Das Ganze drei Mal wiederholen und für jeweils 30 Sekunden halten. Die Übung dehnt die hintere Muskelkette und bewegt sanft den verkrampften unteren Rückenbereich.
- Übung 2: In Rückenlage begeben. Die Beine anstellen. Die Fußsohlen berühren ganzflächig den Boden. Nun langsam den Fuß des rechten Beines nach vorn gleiten lassen, bis das Bein ganz ausgestreckt ist. Dann das Gleiche beim linken Bein. Wenn das am Anfang noch schmerzhaft ist, dann beenden Sie die Übung an dem Punkt, wo es unangenehm wird. Mehrmals am Tag üben, bis Sie die Übung ganz durchführen können. Ziel ist es, den Hüftbeuger zu lockern, der zur typischen gebeugten Haltung beim akuten Hexenschuss führt.
- Übung 3: In der Rückenlage bleiben und die Beine wieder anstellen. Jetzt wechselseitig die Beine zusammen nach links und nach rechts absenken, bis das untere Bein den Boden berührt. Diese Übung kann mehrfach wiederholt werden. Sie wird meist als angenehm empfunden, weil sich die Muskulatur im unteren Rückenbereich durch diese Dehnung behutsam entkrampft.
Wie kann man Hexenschuss vorbeugen?
Auch wenn der Hexenschuss aus heiterem Himmel kommt, so lässt sich die Wahrscheinlichkeit für sein Auftreten am Trainingszustand der Rücken- und Bauchmuskulatur vorhersagen. Wer verkürzte, verhärtete Muskeln, schwache Bänder, gereizte Nerven und eine schwache Bauchmuskulatur hat, den ereilen Rückenprobleme sehr viel öfter. Weniger häufig tritt Hexenschuss bei regelmäßiger Bewegung und gezieltem Training der Rumpfmuskulatur auf.
Was den Rückenbeschwerden ebenfalls in die Karten spielt, ist eine ungesunde, verkrampfte Sitzhaltung. Deshalb regelmäßig bewegte Pausen einlegen. Auch die Psyche spielt eine Rolle. Wer gestresst ist und emotional unter Druck steht, der verkrampft schneller. Entspannung oder Verspannung spiegeln sich im Muskeltonus, also der Grundspannung der Muskulatur wider.
Wann zum Arzt?
Wenn sich die Schmerzen nach einigen Tagen trotz Wärmebehandlung, Entspannungsübungen und Schmerzmitteln nicht bessern, immer wiederkehren oder sich sogar verschlimmern, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Ärztliche Hilfe ist auch gefragt, wenn …
- die Rückenschmerzen nach einem Unfall auftreten.
- die Schmerzen sich beim Niesen oder Husten verstärken.
- Sie neben den Rückenschmerzen auch Fieber haben oder nachts besonders schwitzen.
- Sie Lähmungserscheinungen in den Beinen verspüren.
- Taubheitsgefühle im Intimbereich oder an der Oberschenkelinnenseite auftreten.
- Blase und Darm nicht normal funktionieren.
- Sie eine Krebserkrankung haben.
Kleine Selbstmassage
Lehnen Sie sich einfach mit dem Rücken an eine Wand und platzieren Sie eine Hartschaumrolle oder einen Ball zwischen Rücken und Wand. Bewegen Sie sich dann langsam auf und ab und massieren Sie so Ihren Rücken. Das lockert die Muskulatur und beugt Verspannungen vor.
Daniela Diedler,